Vortrag: Ist Blut gut? Verletzte Körper in der Literatur des Mittelalters

Ein Standmikrofon.
Bild: panthermedia.net/razihusin

Die Literatur des europäischen Mittelalters wimmelt von Szenen körperlicher Gewalt. Feindliche meist heidnische Heere werden in großen Schlachten niedergemetzelt, einzelne Krieger im Zweikampf verstümmelt, glaubensfeste Christinnen gemartert und manch einem Helden wird sogar mit magischen Mitteln eine Wunde geschlagen. Dagegen stehen allerdings auch literarische Darstellungen von höfisch-leuchtenden, unversehrten Körpern und Szenen von Heilung. Welche Rückschlüsse man daraus über das mittelalterliche Körperbild ziehen kann, das erläutert Ricarda Wagner am 18. Januar im Rahmen der Medizinhistorischen Vortragsreihe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Der öffentliche Vortrag beginnt um 18.15 Uhr und findet in Raum 1.011 des Kollegienhauses statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Der Vortrag fragt zunächst danach, inwiefern man überhaupt so etwas wie eine »Körpergeschichte« des Mittelalters schreiben kann und was fiktionale, literarische Texte dazu beitragen können. Anschließend werden einige mittelalterliche Textbeispiele untersucht: Im Tristan-Roman erlaubt ein zerstückelter Leichnam die Identifizierung des Mörders. In einer altisländischen Saga kann dem robusten Körper des Titelhelden nur ein heidnischer Schadenszauber zusetzen. In der im Mittelalter verbreitetsten Sammlung von Heiligenlegenden schließlich geht es trotz Hinweisen auf grausame Foltern erstaunlich blutlos zu. Ausgehend von diesen Beispielen möchte der Vortrag anregen zu einer Diskussion darüber, wie verschiedene mittelalterliche Textgattungen Körper und ihre Verletzungen inszenieren.

Ricarda Wagner studierte Anglistik, Germanistik und Klassische Altertumswissenschaften in Heidelberg und Cambridge. Seit 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Ältere deutsche Philologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie arbeitet an einer Dissertation über Exil in der Literatur des Mittelalters und untersucht dazu eine Reihe von Texten vom frühenglischen Heldenepos über altnordische Sagas bis zu Dante.

Zeit und Ort: Montag, 18. Januar, 18.15 Uhr, Kollegienhaus, Universitätsstraße 15, Erlangen, Hörsaal 1.011

Weitere Informationen:

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven
Tel.: 09131/85-22094
karl-heinz.leven@fau.de