Zukunftschancen durch Fußball

Jan Hecking blickt auf einem über Südafrika
Lehramtsstudent Jan Hecking auf seiner Südafrikareise (Bild: Jan Hecking)

Fußball als Ehrenamt

Das wöchentliche Fußballtraining steht bei vielen Menschen fest im Terminkalender. Dies gilt jedoch nicht für Kinder in Südafrika. Jan Hecking, Lehramtsstudent an der FAU, hat sein Studium für acht Monate unterbrochen, um an der Young Bafana Soccer Academy in Kapstadt fußballbegeisterten Kindern Training zu geben und ihnen durch Bildungsprogramme Zukunftschancen zu bieten.

Mit Fußball fing alles an

Ich wollte schon immer einmal nach Afrika. Dass ich dort auch meinem Hobby nachgehen konnte, war ein weiterer Pluspunkt. Somit hatte ich alles, was ich wollte: Fußball, Reisen und Afrika. Ich habe an der Young Bafana Soccer Academy Kinder aus den Townships in Fußball trainiert. Die Organisation wurde vor acht Jahren von Bernd Steinhage gegründet. Auch er hatte den Kindern aus den Townships Fußballtraining gegeben. Anfangs eher noch aus Leidenschaft zum Fußball, später, um den Kindern eine Struktur im Alltag zu bieten. Denn die meisten Kinder, die in den Townships leben, gehen nur auf staatliche Schulen – das staatliche Schulsystem in Südafrika ist eines der schlechtesten Schulsysteme weltweit – und haben keinen geregelten Tagesablauf. Die Young Bafana Soccer Academy bietet zusätzlich zu dem Fußballtraining auch Bildungsprogramme an, in denen die Kinder beispielsweise Englisch oder Mathe lernen. Inzwischen sind über 120 Kinder Mitglied in der Young Bafana Soccer Academy, weswegen diese auf die Hilfe von Praktikanten, Sponsoren und Partnervereinen angewiesen ist.

Ehrenamtliche Helfer sind mit den Kindern auf einem Platz versammelt und halten ein Roll-up mit der Aufschrift "Young Bafana Soccer Academy".
Die Kids aus den Townships sind nun alle eingesammelt. – Dann ab zum Fußballtraining. (Bild: Young Bafana Soccer Academy)

Ein typischer Tag im Ehrenamt

Blechhütte mit Gemälde
Ein Frisörsalon in einer Blechhütte… (Bild: Jan Hecking)

Vormittags habe ich immer die administrativen Tätigkeiten erledigt und mich um die Öffentlichkeitsarbeit gekümmert oder neue Sponsoren gesucht. Nachmittags ging dann erst der eigentliche Spaß los. Mit Bussen bin ich gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen von einem Township ins nächste gefahren und habe die Kinder eingesammelt. Das hat schon mal zwei Stunden gedauert, da die Townships ja nicht alle direkt nebeneinanderliegen. Als wir dann in den jeweiligen Townships angekommen sind, standen die Kinder meist schon immer ganz hibbelig am Treffpunkt und konnten es gar nicht mehr erwarten. Kein Wunder, es gibt nicht viele Möglichkeiten, womit sie sich dort die Zeit vertreiben können. Abends nach dem Training haben wir sie dann wieder in ihren Townships abgeliefert.

Ein Augenblick voller Spaß

Eingangsbereich einer heruntergekommene Hütte aus Pappe und Holz
…Hütten aus Holz und Pappe… (Bild: Jan Hecking)

Gemeinsam mit den Kindern Fußball zu spielen, war eigentlich immer das Schönste. So waren sie zumindest für einen kurzen Moment an einen Ort, an dem sie sicher waren und einfach nur Spaß hatten. Das Leben in den Townships ist von Hunger und Armut geprägt. Die Kinder haben meist nur Spielzeug, das sie sich selbst aus beispielsweise Konservendosen zusammengebastelt haben. Deswegen war es umso schöner, als meine Fußballmannschaft sogar das Pokal-Finale erreichte und die Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben in einem großen Stadion spielen durften.

Echte Zukunftschancen

Kleidung auf Wäscheleinen zwischen zwischen Mülltonnen
…und Kleidung, die zwischen Mülltonnen aufgehängt ist – so sieht das Leben in den Townships aus. (Bild: Jan Hecking)

Ich habe mit den Kids aber nicht nur Fußball gespielt. Die Kinder, die in der Organisation waren, mussten mindestens zweimal in der Woche an einem Bildungsprogramm teilnehmen. In der Young Bafana Soccer Academy gibt es nur wenige hauptamtliche Lehrer, deswegen helfen auch Ehrenamtliche und Praktikanten mit. Ich habe den Kindern Nachhilfe in Englisch und Mathe gegeben. Aber die Kinder lernen auch sogenannte Life-Skills, wie zum Beispiel den Umgang mit Computern. Es gibt auch noch ein Sonderprogramm für begabte Schüler mit besonderen Leistungen. Sie werden unterstützt und gelangen so im besten Fall auf eine Privatschule und müssen nicht mehr den ganzen Tag in den Townships verbringen.

Die kleinen Dinge schätzen lernen

Aktuell besuchen aus dem Programm vier Kinder eine Privatschule. Das klingt zwar recht wenig, aber man muss bedenken, dass in den Townships nur wenige Kinder überhaupt zur Schule gehen. Selbst wenn es nur ein einziges Kind aus den Townships rausschafft, ist es die Mühe wert. Ich habe in der Zeit gelernt, dass viel Hingabe, Anpassung und Offenheit notwendig sind, um – wenn überhaupt – kleine Dinge zu bewirken. Dafür habe ich mich dann umso mehr gefreut, wenn ich wirklich etwas erreicht habe – sei es nur, dass die Kinder einen Nachmittag voller Spaß hatten. Südafrika hat mir gezeigt, dass sogar so selbstverständliche Dinge wie Fußball für viele Menschen eben keine Selbstverständlichkeit sind. Deshalb ist es umso wichtiger, auch die kleinen Dinge zu schätzen. Diese Eigenschaft möchte ich mir auf jeden Fall für die Zukunft beibehalten.

Weitere Informationen zur Young Bafana Soccer Academy:

Und was machen die anderen?

Simone Steger studiert an der FAU und findet nebenbei noch Zeit, sich bei den Pfadfindern um jüngere Sipplinge zu kümmern. (Bild: Moritz Loske)
Simone Steger studiert an der FAU und findet nebenbei noch Zeit, sich bei den Pfadfindern um jüngere Sipplinge zu kümmern. (Bild: Moritz Loske)

Hier im Blog stellen wir in der Reihe „Studierende engagieren sich“ regelmäßig Studierende mit ihren unterschiedlichen Ehrenämtern vor. Zum Beispiel Simone Steger. Sie kümmert sich um junge Pfadfinder.