Hautkrebs und seine Streuung bekämpfen

Dermatologe untersucht Haut einer Patientin oder eines Patienten.
Bild: Adobe Stock/LIGHTFIELD STUDIOS

Der schwarze Tod der Haut

Die Behandlung des schwarzen Hautkrebses hat in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten eine erstaunlich positive Entwicklung genommen. War die Diagnose „Melanom“ noch vor 20 Jahren ein fast sicheres Todesurteil, dem gerade einmal drei Prozent der Betroffenen entrinnen konnten, wurde Anfang der 2020er Jahre immerhin ein Teil von ihnen geheilt oder die Erkrankung lange Zeit gestoppt. Zu verdanken ist dieser Erfolg zum großen Teil Tierversuchen, in denen die Mechanismen dieser heimtückischen Erkrankung und Behandlungsmethoden in einem komplexen Organismus untersucht wurden. Schließlich sterben die meisten Betroffenen nicht am Schwarzen Hautkrebs selbst, sondern an den Tochtergeschwülsten. Dieses Metastasieren, bei dem ein eigentlich aus der Haut stammender Tumor zum Beispiel im Gehirn wieder auftauchen kann, lässt sich nicht in Zellkulturen, sondern nur in lebenden Tieren untersuchen.

Muttermale und Leberflecken

Am Anfang des schwarzen Hautkrebses steht oft wohl eine Veränderung der „B-raf“. Das ist Erbinformation, nach deren Vorlage der Organismus das Protein B-Raf produziert. Dieses spielt eine wichtige Funktion bei der Vermehrung und Spezialisierung von Körperzellen. Die V600-Mutation in der B-raf-Erbinformation scheint das fein abgestimmte Zellgefüge aus dem Gleichgewicht zu bringen, und die Hautzellen beginnen, sich zu vermehren. Allerdings erlangt der Organismus anscheinend relativ rasch wieder die Kontrolle über das vorher unkontrollierte Wachstum: Die Zellen werden in einen Alterszustand versetzt und beenden ihre Vermehrung.

Zurück bleibt mit einem Muttermal oder einem Leberfleck daher eine Geschwulst, in der das Wachstum aber zum Erliegen gekommen ist. In der Medizin werden diese Hautveränderungen als „gutartig“ bezeichnet. In 90 Prozent aller Muttermale findet sich die V600-Mutation in der B-raf-Erbinformation. Genau diesen wichtige Schutzmechanismus in gutartigen Geschwülsten beweist und versteht die Forschung in Mäusen, in denen diese Erbgut-Veränderung nur Muttermale, aber keine bösartigen Tumore auslöst.

Weitere Ereignisse aber können diese Blockade zwischen Leberfleck und Krebs aufheben, dann beginnen sich die Zellen wieder unkontrolliert zu vermehren. Auslöser dieser Schritte ist unter anderem das ultraviolette Licht, dem Menschen im Solarium oder beim übertriebenen Sonnenbaden ohne Lichtschutz ausgesetzt sind. Wie Untersuchungen an Mäusen zeigen, werden dabei Mechanismen aktiviert, die vorher nur beim Wachsen von Embryonen aktiv waren. Aus dem vorher harmlosen Muttermal oder Leberfleck wird dann ein Tumor, der unkontrolliert wächst.

Gefährliche Entwicklung

Solche Melanome sind brandgefährlich: Bereits ab einer Dicke von 0,7 Millimetern erreichen sie oft die tieferen Schichten der Haut. Dort verlieren einzelne Tumorzellen den Kontakt zum dichten Zellgewebe, in das bisher auch die Krebszellen eingebunden waren. Von ihren Fesseln befreit, können sie weit im Organismus umherwandern. Die allermeisten von ihnen tun das nicht sonderlich lange. Zu sehr unterscheidet sich die neue Umgebung vom Melanom, in dem sie herangewachsen sind. Diese eigentlich miserablen Erfolgsaussichten für die streuenden Tumorzellen aber bedeuten aus der Sicht der Evolutionsforschung einen sehr hohen Druck. Der führt dazu, dass am Ende sehr wenige dieser Zellen es schaffen, sich in einer völlig fremden Umgebung anzusiedeln.

Die einstigen Haut-Tumore tauchen dann in Lymphknoten oder in der Lunge auf. Besonders gefährlich werden diese Metastasen in der Leber oder im Gehirn. Im Universitätsklinikum Erlangen und in der FAU fahndet man daher nach Therapien, die diese Ausbreitung oder den wachsenden Tumor stoppen können. Wie schaffen einzelne Zellen es zum Beispiel, die Altersruhe in Muttermalen und Leberflecken zu brechen und erneut zu wachsen? Erste Erfolge gibt es bereits. Wirkstoffe, die das B-Raf-Protein blockieren, scheinen zu helfen. Zumindest, wenn sie gleichzeitig mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden, die ein Umgehen dieser Blockade verhindern.

Eine wichtige Rolle spielen bei diesen Metastasen wohl Mastzellen, die im Immunsystem den Kampf gegen Krebs unterstützen. Kann eine Immuntherapie das Streuen des schwarzen Hautkrebses ausbremsen? Noch sucht die Forschung in Erlangen und an anderen Orten Antwort auf diese und ähnliche Fragen. Viele davon lassen sich nur in Tierversuchen beantworten, weil sie den gesamten Organismus betreffen.

Am Horizont taucht jedenfalls bereits mehr als ein Silberstreif auf, der Hoffnung macht, dass der Schwarze Hautkrebs in absehbarer Zukunft noch mehr von seinem Schrecken verlieren dürfte.

Über den Autor

Roland Knauer ist promovierter Naturwissenschaftler, er lebt und arbeitet als Journalist und Autor mit dem Schwerpunkt Naturwissenschaften in der Marktgemeinde Lehnin. Unter www.naturejournalism.com stellt er sich vor.

Tierexperimentelle Forschung und Tierschutz an der FAU

Auf unserer Webseite erfahren Sie mehr über Tierschutz und verantwortungsvolle Forschung an der FAU.

Weitere Beiträge zu Forschungsbereichen mit tierexperimenteller Forschung finden Sie in unserem Blog.