Neu an der Uni: Prof. Dr. Emil Wiedemann

Mann steht auf Stuhl gelehnt vor zwei Tafeln.
Prof. Dr. Emil Wiedemann, Lehrstuhl für Analysis an der FAU (Bild: FAU/Georg Pöhlein)

Prof. Dr. Emil Wiedemann - Lehrstuhl für Analysis

Was ist Ihr Forschungsschwerpunkt?

Ich forsche zu partiellen Differentialgleichungen. Klingt technisch? Ist es auch. Aber solche Gleichungen dienen zur Beschreibung jeglicher Prozesse, die sich in der Zeit und im Raum abspielen, zum Beispiel strömender Flüssigkeiten, Populationsentwicklungen in biologischen und sozialen Kontexten, oder der Ausbreitung von Wellen.

Warum genau dieses Thema?

In der Analysis von Differentialgleichungen verbindet sich mathematische Strenge und Abstraktion mit der Anschaulichkeit und Heuristik der Naturwissenschaften. Nach Kant sind Begriffe ohne Anschauungen leer, aber Anschauungen ohne Begriffe blind. Ich fühle mich in meinem Forschungsgebiet weder leer noch blind.

Ihre letzte Station vor der FAU?

Die Universität Ulm. Auch schön.

Ihr Lieblingsort an der FAU?

Als Fürther Schüler habe ich vor über zwanzig Jahren an Kursen am Mathematischen Institut der Uni Erlangen teilgenommen, das damals noch in der Bismarckstr. 1a beheimatet war. Das war in einem alten Hörsaal, in dem man keine Bewegung machen konnte, ohne dass das Knarzen des Sitzholzes den Lehrbetrieb gestört hätte. Ob in diesem Saal schon die historischen Koryphäen der Erlanger Mathematik doziert haben – Emmy Noether und Felix Klein –, weiß ich nicht, aber eine Ehrfurcht vor dem akademischen Geist der Universität habe ich dort gewiss zum ersten Mal wahrgenommen.

Ihr nützlichstes Professoren-Utensil?

Kreide, mit der ich auf eine schwarze Tafel schreibe. Alle Fachfremden lachen uns Mathematiker*innen dafür aus! Ich bin aber der Überzeugung, dass man auch im 21. Jahrhundert damit immer noch am besten Mathematik unterrichten kann.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Zunächst wollte ich Autos bauen, dann ein Orchester dirigieren, und zwischendurch als Strafverteidiger flammende Plädoyers halten. Heute bin ich nicht böse, dass es anders gekommen ist.

Wenn ich nicht als Professor unterwegs bin, dann …

… spiele ich als Kammer- oder Orchestermusiker Geige, treffe mich mit Freund*innen auf gehaltvolle Gespräche und Getränke oder jogge entlang immer schmalerer Flüsse – erst Rhein, dann Donau, nun Pegnitz.

Was wollten Sie schon immer mal tun?

Meine bewussten Wünsche habe ich alle schon erfüllt, für alles Weitere müssen Sie Professor Freud fragen.